// Die 18 Teilnehmer in diesem 3. UNTERNEHMER*INNEN-TALK, am 5.2.2021, hatten die seltene Möglichkeit aus erster Hand von der Entwicklung in der schwierigen Nachfolgesituation eines mittelständischen Familienunternehmens zu erfahren.
Eine Gesellschafterin erzählte vom Krisenmanagement der Inhaberfamilie. Einer der beiden aktiven Gesellschafter verstirbt unerwartet. Damit stehen seine Kinder plötzlich in der Nachfolgeverantwortung. Der andere Gesellschafter gibt daraufhin seine Gesellschaftsanteile ebenfalls an seine Kinder. Damit wird 5 Nachfolgern unerwartet die Gesellschafterschaft angetragen. Sie sind weder auf diese Rolle noch auf die gemeinsame Verantwortung darin vorbereitet. Die Nachfolger nehmen die Verantwortung an. Damit stehen sie in einem Prozess unter Ungewissheit. Wie soll es weiter gehen? Sie haben keine konkreten Vorstellungen aber sie begeben sich auf den Weg. In ersten Gesprächen wird die zentrale Frage deutlich: Wie können wir mit unserer „Familien“-Gruppe das Unternehmen weiterführen? Damit ist der Start gegeben. Wo der Weg genau verläuft weiß anfangs keiner der Beteiligten. Aber wer mit einer Frage herumläuft findet auch eine Antwort.
Zukunftsfrage: Die Suche im Prozess konzentriert sich auf eine Vereinbarung, mit der durch die Gesellschaftergruppe und ihre einzelnen Mitglieder das Unternehmen geführt werden kann. Das Ziel ist gefunden.
Aufstellung einer „Vereinbarung“ zur Führung des Unternehmens! Später heißt es dann FAMILIENCHARTA
Auf dem Weg tauchen Fragen auf. Niemand hat bisher an einer Vereinbarung in dieser Art gearbeitet. Alle wissen das die Idee die richtige ist. Obwohl es in der Gesellschaftergruppe keine Hierarchie gibt übernimmt ein Mitglied die Führung. Die Familienmitglieder der zukünftigen Gesellschafter werden in diesen Prozess nicht einbezogen. Um den Prozess lebendig zu halten werden Rahmenvereinbarungen getroffen:
Zeithorizont: Eine verbindliche Familiencharta soll Innerhalb eines Jahres formuliert sein.
Rhythmus: Die Gruppe trifft sich in einem Rhythmus von 4 bis 6 Wochen. Es stellt sich heraus, dass externe Unterstützung gebraucht wird.
Durch die Treffen, wenn auch in unregelmäßigen Zeitabständen, bleibt der Prozess inBewegung. Es geht weiter. Es werden Experten eingeladen. Prozessbegleiter helfen mit ihrer „anderen Sicht der Dinge“ und ihren Erfahrungen. Die Mitglieder klären ihre persönlichen Rollen. Wertvorstellungen, Traditionen und die Familiendynamik werden Schritt für Schritt angesehen in einer konkreten Vereinbarung verbunden. Fachexperten kodifizieren die Ergebnisse in einem Gesellschaftsvertrag. Sie prüfen steuerliche Auswirkungen. Auch haftungs- und eherechtliche Fragen werden geklärt.
So entsteht die Familiencharta. Sie dient den heute 5 Gesellschaftern als Basis für Ihre persönlichen Rollen und ihre
Verbindungen zueinander. Zudem ist sie Grundlage für die Fortentwicklung des Unternehmens.
Um den Prozess erfolgreich zu gestalten werden Finanzmittel und persönliche Kraft jedes einzelnen aufgewendet. Heute wissen alle, die Investition war richtig.
Um das Unternehmen in die Zukunft zu führen steht schon eine nächste Generation bereit. Es ist spannend zu erfahren, wie die Idee der einmal geschaffenen Familiencharta in diese nächste Generation wirkt.
Wir freuen uns Sie bei dem nächsten UNTERNEHMER*INNEN-TALK am 5. März 2021 von 11 bis 12 Uhr begrüßen zu dürfen. Ein mittelständischer Unternehmer wird von einer nicht ganz gewöhnlichen Nachfolgesituation berichten. Es bleibt also spannend wie alles in
mittelständischen Familienunternehmen. Sie sind herzlich eingeladen.